Was ist Regelenergie – und warum ist sie für Industrie heute ein direktes Geschäftsmodell?
Das Stromnetz muss in jeder Sekunde im Gleichgewicht sein: Es darf nie mehr Strom verbraucht werden als gleichzeitig erzeugt wird – und umgekehrt. Sonst schwankt die Netzfrequenz weg von 50 Hertz, was die Stabilität des gesamten europäischen Verbundnetzes gefährden würde. Swissgrid, die Betreiberin des Schweizer Übertragungsnetzes, stellt gemeinsam mit anderen Übertragungsnetzbetreibern sicher, dass diese Frequenz stabil gehalten wird. Dafür wird Regelenergie eingesetzt.
Regelenergie = sofort verfügbare Reserveleistung.
Wenn es zu einer Abweichung kommt (z. B. ein Kraftwerk fällt plötzlich aus oder eine Lastspitze tritt auf), werden innerhalb von Sekunden bis Minuten flexible Erzeuger und Speicher angewiesen, ihre Leistung hoch- oder runterzufahren und so das Netz auszugleichen
Für Industriebetriebe wird das wirtschaftlich spannend, weil genau diese Flexibilität, Batteriespeicher, verschiebbare Lasten, flexible Eigenproduktion, vermarktet werden kann. Dafür werden Sie bezahlt.
Unser USP:
Wir liefern nicht nur PV und Speicher. Wir bringen Ihre Flexibilität aktiv in den Regelenergiemarkt und erschliessen neue Erlöse durch Netzstabilisierung.
Wie funktioniert Regelenergie technisch?
Drei Produkte: Primär-, Sekundär- und Tertiärregelenergie
In Europa läuft der Einsatz von Regelenergie in drei Stufen ab:
Die Übersicht
Wird innerhalb von Sekunden aktiviert. Turbinen / Anlagen in ganz Europa reagieren automatisch auf Frequenzabweichungen und gleichen Über- oder Unterproduktion sofort aus.
Nach wenigen Minuten übernimmt die Sekundärregelung. Swissgrid schickt automatisch Steuersignale an definierte Anbieter in der Schweiz, damit diese ihre Einspeisung erhöhen oder senken und die Frequenz wieder in Richtung 50 Hz bringen.
Wenn das Ungleichgewicht länger anhält (z. B. länger als 15 Minuten), wird manuell zusätzliche Reserve abgerufen. Swissgrid kann gezielt einzelne Anlagen beauftragen, mehr oder weniger Energie einzuspeisen.
Wichtig für Sie
Industrielle Speicher, flexible Verbraucher können technisch so ausgerüstet werden, dass sie als flexible Leistung in genau diesen Märkten angeboten werden. Diese abrufbare Flexibilität ist ein handelbares Produkt.
Wie verdient ein Industriebetrieb Geld mit Regelenergie?
Swissgrid schreibt die benötigten Regelenergie-Kapazitäten am Markt aus. Anbieter (traditionell Kraftwerke, zunehmend aber auch Speicherpools und industrielle Flexibilitäten) bieten eine bestimmte abrufbare Leistung zu einem Preis an. Wenn der Zuschlag kommt, müssen sie garantieren, diese Leistung im vereinbarten Zeitraum jederzeit abrufen zu können – und erhalten dafür eine Vergütung allein für das Vorhalten der Leistung.
Das heisst: Sie werden bezahlt, selbst wenn kein Abruf stattfindet.
Wird Ihre Flexibilität tatsächlich aktiviert (z. B. Speicher entlädt zur Netzstützung, Produktion drosselt kontrolliert für ein paar Minuten), folgt eine zusätzliche Vergütung für die effektiv erbrachte Energiemenge.
Das heisst: Sie verdienen doppelt – für die Bereitschaft und für den Einsatz.
Parallel dazu reduziert die intelligente Fahrweise von Speicher und Lasten Ihre eigenen Lastspitzen (Peak Shaving). Das senkt Leistungspreise und Netzentgelte Ihres Standorts. Dieser interne Effekt kommt zusätzlich zur externen Regelenergievermarktung oben drauf.
««Regelenergie ist kein „nice to have“, sondern ein echtes Erlösmodell für industrielle Standorte mit PV und Batteriespeicher.»»
Wirtschaftliche Voraussetzungen
- Genug Leistung / Energie, damit der Abruf einen finanziell relevanten Betrag erzeugt.
- Produktionsprozesse oder Speicher, die kurzzeitig verschoben bzw. genutzt werden dürfen, ohne Qualitäts- oder Prozessrisiko, können als steuerbare Flexibilität bereitgestellt und damit aktiv in den Regelenergiemarkt eingebracht werden, gegen Vergütung für Bereitschaft und Abruf.
- Bereitschaft, die eigene Flexibilität in einen Pool zu geben (virtuelles Kraftwerk), um gemeinsam mit anderen Standorten marktfähige Leistungsmengen zu erreichen.
Unser USP: Wir bündeln mehrere industrielle Assets in einem virtuellen Kraftwerk, vermarkten diese Flexibilität professionell und übernehmen Meldewesen, Steuerung, Abrechnung.
Regelenergie vs. klassischer Eigenverbrauch – wo liegt der Unterschied?
Sie erzeugen günstigen Solarstrom und verbrauchen ihn direkt im Werk. Fokus: Kostensenkung durch weniger Netzbezug.
Sie speichern Überschüsse, nutzen eigenen Solarstrom auch ausserhalb der PV-Erzeugungszeit und reduzieren Lastspitzen. Fokus: Planbarkeit, Unabhängigkeit, Netzgebühren senken.
Jetzt wird es strategisch:
- Ihre Batterie ist nicht nur intern aktiv, sondern wird als regelbare Reserve am Markt positioniert.
- Ihre Flexibilität wird in einem virtuellem Kraftwerk mit weiteren Teilnehmern gebündelt und über das Vermarktungstool der BKW (Power Flex) bewirtschaftet.
- Sie generieren Erlöse für Bereitstellung + Abruf.
- Die Amortisationszeit der Gesamtanlage (PV + Speicher + Steuerung) sinkt massiv.
«Das ist der Unterschied zwischen „ich spare Kosten“ und „ich baue mir ein aktives Energiegeschäftsmodell“.»
Warum ist das für Industriebetriebe gerade jetzt relevant?
Mit mehr volatilen, erneuerbaren Erzeugern im System (PV, Wind) steigen die kurzfristigen Schwankungen. Swissgrid muss diese Schwankungen mit Regelenergie in Echtzeit ausgleichen, um die 50-Hz-Frequenz zu halten.
→ Heisst: Flexibilität wird immer wertvoller.
Swissgrid entwickelt die Regelleistungsmärkte aktiv weiter, um mehr Anbieter, mehr Wettbewerb und damit mehr Liquidität in den Markt zu bringen. Dazu gehören unter anderem internationale Kooperationen bei der Beschaffung von Primärregelleistung und neue Pooling-Modelle. Swissgrid gilt hier als europäische Vorreiterin.
→ Heisst: Auch Nicht-Grosskraftwerke – also Industrie mit Speicher – werden relevant.
Industrielle Batteriespeicher sind deutlich günstiger als noch vor wenigen Jahren. Das macht das Geschäftsmodell „PV + Speicher + Regelenergievermarktung“ wirtschaftlich attraktiv, selbst für Standorte, die früher gesagt hätten: „Speicher lohnt sich für uns (noch) nicht.“
FAQ: Häufige Fragen aus der Industrie zur Regelenergie
Nein. Auch industrielle Batteriespeicher sowie flexible Lasten können eingebunden werden – oft gebündelt über einen Vermarkter in einem virtuellen Kraftwerk. Swissgrid beschafft diese Leistung über Regelleistungsmärkte, in denen Anbieter ihre abrufbare Leistung anbieten.
Nein. Die Flexibilität wird vorher definiert. Wir legen gemeinsam fest, welche Lasten / Speicher wie stark und wie lange geregelt werden dürfen, ohne Ihre Prozesse oder Qualitätsstandards zu gefährden.
Bei Sekundär- oder Tertiärregelung kommt ein Signal (automatisch bzw. manuell ausgelöst durch die Netzleitstelle). Ihre Batterie speist ein oder nimmt Leistung auf, oder definierte Verbraucher fahren für wenige Minuten runter. Dafür erhalten Sie eine Vergütung für den tatsächlichen Einsatz.
Ja. Sie stabilisieren aktiv das Energiesystem, ermöglichen mehr erneuerbare Energie im Netz und verbessern gleichzeitig Ihre eigene Energiekostenstruktur.